In diesem Jahr konnte die Verleihung wieder kurz vor dem 5. März, dem Chemnitzer Friedenstag stattfinden. Am Jahrestag der Bombardierung von
Chemnitz 1945 geht es darum, Frieden generationenübergreifend weiter zu denken.

Der Chemnitzer Friedenspreis ist ein Preis von Bürgern für Bürger dieser Stadt, die für Grundwerte wie Toleranz und Demokratie eintreten, die sich für das friedliche Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen engagieren, die gegen jede Form von Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus Position beziehen, die aktive Friedensarbeit leisten und ein gewaltfreies Miteinander fördern und unterstützen.

Vergeben werden ein Erster, Zweiter und Dritter Preis sowie ein Preis für engagierte Kinder und Jugendliche. Darüber hinaus werden Einzelpersonen, mit besonderen Verdiensten um den Frieden in der Stadt, mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet.

Der Bildhauer Erik Neukirchner schuf die Skulptur „Chemnitzer Friedenspreis“. Sie wird an die Träger des Ersten Preises und des Ehrenpreises vergeben.

Vorbereitung und Realisierung des Chemnitzer Friedenspreises sind Ergebnis monatelanger ehrenamtlicher Arbeit der Jury und engagierter Menschen.

Die Preisträger:innen 2023

Aus zahlreichen vorgeschlagenen Projekten, Personen und Initiativen wurden nach Projektbesuchen und persönlichen Gesprächen mit den
Nominierten folgende Preisträger durch eine vielfältig zusammengesetzte Jury ausgewählt:

Erster Preis

Mit dem ersten Preis wurde in diesem Jahr Seniorpartner in School / Regionalgruppe Chemnitz ausgezeichnet. „Wenn Kinder befähigt werden, einen Konflikt zu lösen und nicht den anderen zu besiegen, ist die Basis für Frieden gelegt.“ Mit dieser Intention engagieren sich Chemnitzer Senior:innen ehrenamtlich, um Grundschüler:innen bei einer gewaltfreien Konfliktlösung zu unterstützen. Dabei geht es darum, im Fall eines Konflikts zu vermitteln. Den Kindern wird geholfen, das Thema des Konflikts und ihre eigene Sicht darauf zu benennen. Sie lernen auch, die Sicht des anderen zu verstehen und zu respektieren. Das Ziel ist es, eigenständig und gemeinsam eine Lösung zu finden. Auf diese Weise vermitteln die lebenserfahrenen Ehrenamtler:innen an noch ganz junge Menschen die Grundlagen für ein friedliches und demokratisches Miteinander.

Für dieses Engagement wurden die 23 Aktiven der Chemnitzer Regionalgruppe der Seniorpartner in School mit dem ersten Preis des Chemnitzer Friedenspreises 2023 ausgezeichnet, verbunden mit einem Preisgeld von 500 Euro sowie der Friedenspreis-Skulptur des Bildhauers Erik Neukirchner.

Zweiter Preis

Der zweite Preis ging an Ella und Vladimir Shvemmer. Das Ehepaar kam 2004 aus dem Ural nach Deutschland und lebt seit 2017 in Chemnitz. Ella Shvemmer war Schulleiterin, ihr Mann Vladimir Shvemmer promovierte 1979 in Didaktik der Fotografie. Er war Dekan und Prorektor an der Staatlichen Pädagogischen Universität in Tscheljabinsk. Die Förderung derer, die hier auch als Fremde leben, haben sie sich zur Lebensaufgabe gemacht. Sie wissen genau, was Flüchtlinge brauchen, wenn sie in einem anderen Land angekommen sind: Vernetzung in die Gesellschaft; Unterstützung bei alltäglichen Dingen, Perspektiven für die Zukunft; Möglichkeiten, die eigene Kultur und Religion zu leben. Ella und Vladimir Shvemmer organisieren gemeinsames interreligiöses Kochen, widmen sich den Problemen der Flüchtlinge an einem privaten Hilfstelefon, geben traumatisierten Kindern und Jugendlichen die Chance, in Kunsttherapien ihre Erlebnisse künstlerisch zu verarbeiten und ermöglichen den „Fotofreunden Chemnitz 2020“, Lebens- und Fluchtgeschichten in fotografischen Motiven zu zeigen. Wo sie gebraucht werden, werden sie aktiv.

Für dieses außergewöhnliche Engagement erhielten Ella und Vladimir Shvemmer den zweiten Preis und die dazu gehörende Summe von 300 Euro.

Dritter Preis

Der dritte Preis wurde vergeben an Medibüro Chemnitz e. V. Seit 2009 besteht in Deutschland eine Allgemeine Krankenversicherungspflicht. Und doch gibt es Menschen ohne Krankenversicherung. Können sie eine Behandlung nicht selbst bezahlen, bleibt ihnen medizinische Versorgung verwehrt. In ganz Deutschland gibt es Menschen, die das ändern wollen. Seit 2019 auch in Chemnitz. Der Verein Medibüro Chemnitz e. V., mit rund 15 Mitgliedern, gibt Betroffenen Beratung über eine permanente telefonische Bereitschaft. Sie bauen ein Netzwerk von Ärzten und Therapeuten auf, um in medizinischen Notfällen Hilfe zu ermöglichen. Die ehrenamtlich Engagierten suchen für jeden Fall nach Möglichkeiten, einen Versicherungsschutz zu erlangen, beraten und helfen, bürokratische Hürden zu überwinden oder ausstehende Versicherungsbeiträge bezahlbar zu machen. Bei der konkreten Hilfe bleibt es nicht. Sie kämpfen, gemeinsam mit überregionalen Partnern, für einen „anonymen Behandlungsschein“ für
Nichtversicherte. „Unser größtes Ziel“, so sagen sie, „ist es, dass wir als Medibüro überflüssig werden.“

Für seine Unterstützung von Menschen in gesundheitlichen Notsituationen und sein Engagement für ein gerechtes Krankenversicherungssystem wurde der Verein mit dem dritten Preis ausgezeichnet, dotiert mit einer Summe von 200 Euro.

Kinder- und Jugendpreis

Mit dem Kinder- und Jugendpreis wurden die Klassen 7 der Annen-Oberschule Chemnitz ausgezeichnet. Kann man die Zukunft malen? Was wird sie bringen? Wenn Schülerinnen und Schüler der Annen-Oberschule Chemnitz die Bilder gleichaltriger Kinder aus Nicaragua, Brasilien, Albanien oder aus verschiedenen Kriegsgebieten sehen, rückt der Wunsch nach Frieden und Sicherheit in den Mittelpunkt. Ihre Zukunftswünsche brachten die Chemnitzer Kinder authentisch zu Papier und ließen daraus wunderbare Bilder entstehen.

Für ihre kreativen Friedenswünsche werden die Schüler:innen der Klassen 7 mit dem Kinder- und Jugendpreis des Chemnitzer Friedenspreises 2023 ausgezeichnet.

Impressionen von der Preisverleihung am 3. März 2023

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